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Das mysteriöse Männermassensterben in der Jungsteinzeit – 17 Frauen auf einen Mann

Massensterben sind in der Geschichte des Menschen eher die Regel als die Ausnahme. Jedoch waren sie immer verbunden mit Naturkatastrophen, Seuchen oder Krankheiten und trafen daher stets die gesamte betroffene menschliche Population.

Diese Ereignisse lassen sich zumeist wissenschaftlich nachweisen und zum Teil auch begründen. Hingegen gab es vor etwa 7.000 – 5.000 Jahren einen angeblichen unerklärlichen Männerschwund von gewaltigem Ausmaß, welcher der Wissenschaft Rätsel aufgibt. Frauen blieben von diesem Bevölkerungsrückgang wohl weitgehend verschont.

Forschungen ergaben, dass ein Teil der damaligen Bevölkerung verschwand: die Männer. Dieses Phänomen wird als Y-Chromosom-Flaschenhals bezeichnet. Es wurde nachgewiesen, dass in jener Zeit, bei den ausschließlich bei Männern vorhandenen Y-Chromosomen, eine starke Verarmung der genetischen Vielfalt auftrat. Ein Phänomen, welches bisher Rätsel aufgibt.

Forscher unter der Führung des Soziologen Tian Cheng Zeng von der US-Universität Stanford meinen, nun eine Lösung gefunden zu haben. In ihrem Aufsatz im Magazin „Nature“ nehmen sie sich des abrupten Männerrückgangs an, der sich „über verschiedene Populationen Afrikas, Europas und Asiens“ erstreckt haben soll. Die männliche Bevölkerung sei damals auf ein Zwanzigstel ihres ursprünglichen Wertes zusammengeschrumpft – schließlich kam nur noch ein Mann auf 17 Frauen.

Wie die Forscher zu dieser Erkenntnis kamen und ob diese überprüfbar ist, lässt sich von mir nicht beurteilen.

Für Zeng und seine Kollegen, den Mathematiker Alan Aw und den Biologen Marcus Feldmann gibt es nur eine plausible Erklärung: Es fand eine lang anhaltende Periode von Kämpfen zwischen rivalisierenden Sippen statt, die patrilinear (in Vaterfolge) organisiert waren. Somit müssten alle Mitglieder dieser Sippen miteinander verwandt gewesen sein. Frauen hingegen wechselten zwecks Heirat in andere Sippen oder wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen erbeutet und in die eigene Sippe integriert. Die Wissenschaftler schließen aus diesem Rückgang der genetischen Vielfalt, ausschließlich bei den männlichen Y-Chromosomen, dass viele Männer bereits starben, bevor sie sich fortpflanzen konnten.

Das Wissenschaftler-Team findet dafür die Begründung einer Periode von langanhaltenden Kriegen, die zu einem massenhaften Männersterben führten. Die überlebenden Männer der unterlegenen Sippen und Stämme wurden getötet und die Frauen mussten zu den Siegern übersiedeln.

Nach Auffassung der Wissenschaftler verstärkte der in der Jungsteinzeit einsetzende Wechsel vom Nomadentum zur sesshaften Lebensweise diese Entwicklung erheblich. Die dadurch auftretenden Konflikte um ressourcenreiches Siedlungsland verstärkten die Konflikte zwischen rivalisierenden Stämmen. Diese kriegerischen Auseinandersetzungen hatten laut den Forschern zur Folge, dass die speziellen genetischen Merkmale auf den Y-Chromosomen einer Sippe einfach ausgelöscht wurden, sobald deren Männer Opfer der Kämpfe geworden waren.

Die Forscher erstellten mathematische Computer-Modelle um ihre Hypothese zu überprüfen. Dazu ließen sie die Sippen virtuell gegeneinander antreten. Das Ergebnis: Kriege zwischen patrilinear organisierten Sippen und Stämmen führen mit der Zeit zu einer Abnahme der genetischen Vielfalt auf allen männlichen Y-Chromosomen. Bei nicht patrilinear organisierten Gruppen hingegen ist dies nicht zu beobachten. Am Ende setzten sich in der Jungsteinzeit also wenige der Sippen und Stämme gegen viele andere durch und sicherten damit die Überlieferung ihres Erbguts in die heutige Zeit. Die genetischen Besonderheiten der unterlegenen männlichen Linien hingegen gingen für immer verloren. Soweit das Ergebnis dieses Forscherteams zum Y-Chromosomen-Flaschenhals.

Dies ist jedoch eine These, die ich so nicht teilen kann: In früh- und vorgeschichtlicher Zeit und selbst noch im Mittelalter gab es zwischen den Geschlechtern eine strenge Arbeitsteilung. Die Frauen waren für den Haushalt, die Kinder, Wasser und das Sammeln von Früchten, Beeren, Pilzen und Gemüse verantwortlich. Die Männer beschützten die Sippe und ernährten sie.

Frauen mit Kindern, die ihren Mann verloren hatten, kamen in existentielle Schwierigkeiten und waren häufig dem Tod geweiht. Dass ein Mann bis zu 17 Frauen mit ihren Kindern versorgen konnte, ist schwer vorstellbar. Zudem gibt es auch keine Hinweise darauf, dass die Sieger eines Krieges oder Kampfes auch alle Kinder der unterlegenen Sippe getötet haben. Wenn diese zusammen mit den Frauen in die siegreiche Sippe aufgenommen worden wären, so wären auch deren genetischen Merkmale erhalten geblieben.




Das der Y-Chromosomen-Flaschenhals zu jener Zeit bestanden hat, ist in der Wissenschaft wohl unstrittig. Jedoch kann er durchaus auch andere Ursachen haben: z.B. durch eine übertragbare Männerkrankheit. Auch wären bei solchen langandauernden Kriegen sehr viele Männer der Sieger ums Leben gekommen oder zum Krüppel geworden. Die Sieger hätten daher wohl sicherlich die gesunden überlebenden Männer der unterlegenen Sippe versklavt bzw. in ihre Sippe integriert. Mich wundert immer aufs Neue, wie Wissenschaftler logische Zusammenhänge negieren, um ihre eigenen Thesen zu platzieren. Zudem werden die früh- und vorgeschichtlichen Menschen gern als Barbaren ohne Kultur und Wissen angesehen, die sie ganz sicher nicht waren.

Die Zahlen des Teams der Stanford Universität sind daher wenig logisch und durchaus anzuzweifeln. Das sich diese Y-Chromosomen-Theorie zudem während der Jungsteinzeit gleichzeitig auf allen damals besiedelten Kontinenten – Afrika, Asien und Europa – derart vollzogen haben soll, ist zudem kaum glaubhaft. Bis heute gibt es für die Ausbreitung der Menschen verschiedene Theorien. Die ersten Hochkulturen entstanden jedoch in Vorderasien und waren mit einem Kulturwandel zur Sesshaftigkeit verbunden. Dieser Kulturwandel fand in Mittel-, Süd- und Westeuropa erst einige Jahrtausende später statt. Zudem waren große europäische Teile damals noch derart dünn besiedelt, dass die beschriebenen Ausrottungskriege zur Land- und Ressourcengewinnung wohl nicht anzunehmen sind.

Somit glaube ich nicht daran, dass das Rätsel des Y-Chromosomen-Flaschenhalses mit dieser These aufgeklärt wurde. Eben so wenig wie die Evolutionsgeschichte der menschlichen Art. Zudem: Wie hat sich der Frauenüberschuss wieder ausgeglichen, wenn sich die Geburtenrate je Geschlecht immer etwa die Waage hält?