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Vom Islam und von Sunniten und Schiiten Teil 3

Im Laufe seiner Geschichte haben sich innerhalb des Islams zahlreiche Richtungen herausgebildet, die sich hinsichtlich ihrer religiösen und politischen Lehren unterscheiden und die sich heute leider zum Teil recht unversöhnlich gegenüberstehen.
Ich möchte mich, um den gesteckten Rahmen nicht zu sprengen, nur den zwei Hauptrichtungen des Sunnitentums und des Schiitentums zuwenden.
Dazu müssen wir uns nochmals zurückbegeben in die Entstehungszeit des Islams im 7. Jahrhundert. Bereits unter dem dritten Kalifen Umar ibn al-Chattab (644–656) taten sich unter den Gläubigen des Islam erste Gräben auf, was sich mit dem vierten Kalifen Alī ibn Abī Tālib verfestigte. Es begann sich die älteste religiöse Strömung des Islams, die Charidschiten, die „Auszügler“, herauszubilden.
Kalif Umar war der erste (oder zweite) männliche Anhänger Mohammeds und heiratete dessen Tochter Fatima. Über die Frage, ob er berechtigt gewesen wäre, unmittelbar nach dem Tode Mohammeds dessen Nachfolge anzutreten, begannen sich die Muslime zu entzweien.
Für die Schiiten, die zweite religiös-politische Strömung des Islam, deren Name sich von schīʿat ʿAlī / „Partei ʿAlīs“) ableitet, war Kalif ʿAlī der rechtmäßige Nachfolger Mohammeds. Die Sunniten dagegen meinen, dass Mohammeds Schwiegervater Abū Bakr, der auch tatsächlich die Nachfolge antrat, größeren Anspruch darauf hatte. Auch Kalif ʿAlīs Söhne Hasan und Husain sind zentrale Figuren im schiitischen und alevitischen Islam. Bis heute genießen die Aliden, die Nachkommen ʿAlīs, hohes Ansehen in den muslimischen Gesellschaften. Bis heute ist jedoch auch dieser Streit nicht beigelegt.
Mit der Expansion des Islam und der damit verbundenen Eroberung ehemalige römischer Gebiete, stieg zum Ende des 7. Jahrhunderts der soziale und religiöse Druck auf die christliche und jüdische Bevölkerung in diesen Gebieten. Zunächst wurde diesen Religionen – den Buchreligionen des Koran – ein Schutzverhältnis zugestanden. Sie konnten dementsprechend weiterhin ihrer Religion anhängig bleiben und auch ihr Leben und ihr Eigentum wurde durch dieses Schutzverhältnis gesichert. Dennoch durften die Christen, Juden und Zoroastrier, die in den islamisch beherrschten Regionen lebten, ihren Glauben nicht mehr öffentlich verrichten. Die Diskriminierung der Nichtmuslime nahm jedoch ständig zu: zuerst wurde es ihnen untersagt Waffen zu tragen. Es folgte ein Verbot neue Kirchen sowie Gebäude mit religiösem Hintergrund zu errichten, dann wurde begonnen Nichtmuslime aus Ämtern und Verwaltungen zu entfernen und letztlich mischten sich die Muslime in die Religionsangelegenheiten ein, sowie begannen kirchliche Güter zu konfiszieren. Durch diese gesamtheitliche Diskriminierung sollten alle Andersgläubigen zum Islam gedrängt werden.
Die Konversion der einheimischen Bevölkerung zum Islam war dennoch ein Prozess, der sich über Jahrhunderte hinzog. Das gilt auch für die anderen Gebiete, die bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts unter islamische Herrschaft kamen, wie Nordafrika, Andalusien und Transoxanien.

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In den folgenden Jahrhunderten versuchten die arabisch-muslimischen Staaten zunehmend in christliche Gebiete zu expandieren: Naher Osten, Nordafrika, Italien, Sardinien, Spanien, Portugal usw. Besonders der Einfall islamischer Völker – die wir als Sarazenen bezeichen – im Jahr 846 in Rom und die damit verbundene Zerstörung und Plünderung der St. Peter Basilika trafen das Christentum bis ins Mark. Schon seit 638 stand Jerusalem – das Heilige Land – unter muslimischer Herrschaft. Jedoch waren die christlich geprägten Staaten des „Abendlandes“ im Frühmittelalter außerstande politisch koordiniert zu handeln. Erst mit der Entstehung des Heiligen Römischen Reiches, unter den Ottonen im Hochmittelalter, begann eine politische Stabilisierung einzusetzen, die auch den islamischen Expansionsbestrebungen militärisch Einhalt gebieten konnte.
Kaiser Otto II. hatte 972 durch die Heirat mit Theophanu, der Nichte des oströmischen/byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes , eine familiäre Verbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus begründet. Um 1095 wurde der Byzantinische Kaiser Alexios von den sunnitischen Muslimen der Fürstendynastie der Petschenegen bedrängt und soll dem deutschen Kaiser Heinrich IV., weitere abendländische Fürsten und Könige sowie den Papst um Unterstützung gebeten haben.
Papst Urban II. rief daraufhin am 27. November 1095 in Clermont-Ferrand zum Kreuzzug auf. Er öffnete mit diesem Kriegszug gegen die Muslime, dessen Ziel neben der Hilfe für Byzanz die Rückeroberung des Heiligen Landes war, die Büchse der Pandora, deren Deckel bis heute nicht wieder geschlossen werden konnte.
Demnächst geht es weiter!